GÁBOR KISS

"Wenn ich die Produktpyramide von Villány zeichnen würde, sähe sie so aus: Cabernet Franc eins, zwei, drei”

Foto: Gábor Kováts

Der Winzer

Ich bin in Partium, Szilágysomlyó (in Rumänien) geboren. Wir zogen einige Monate vor der Revolution, im März 1989, nach Ungarn und hatten die Grenze vorher noch nie überquert. Dort, wo wir lebten, hieß die Weinregion Érmellék und Szilágysomlyó war berühmt für seinen Champagner. Mein Vater war der Weinbauleiter des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes. Als die Familie beschloss, in Ungarn weiterzumachen, machten wir uns auf die Suche nach den Trauben: Fast wären wir in Mór gelandet, aber wir landeten in Villány, was ich nicht bereue.

Ich kam nach Villány, als ich neun Jahre alt war. Das Erste, was meine Eltern taten, ein paar Reben zu kaufen. Mein Vater hat als Gartenbauingenieur sein ganzes Leben lang mit Weintrauben gearbeitet. Der Verkauf von der Ernte oder als lediger Wein bedeutete eine gewisse Einkommensergänzung für die Familie, und wir konnten unseren Gästen unseren eigenen Wein anbieten – das ist das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin. Als junger Erwachsener regte es meine Fantasie an, was würde passieren, wenn wir den Wein in Flaschen abfüllen würden. Mein erster Wein war Jahrgang 1999, den ich mit Hilfe meines Vaters gebaut habe, und wir haben ihn zwei Jahre später in Flaschen abgefüllt. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits mehrere Winzer aus Villány bedeutende Ergebnisse erzielt. Ich konnte es deutlich sehen, dass es das war, was ich tun wollte.

Die jährliche Anzahl der Flaschen - 50 - 60.000 Flaschen - hängt zu einem grossen Teil vom jeweiligen Jahrgang ab. Das scheint nicht viel zu sein, aber in Wirklichkeit sind es etwa sechzigtausend Reben, die das ganze Jahr über Handarbeit erfordern. Ziel ist es, die Trauben so lange wie möglich am Rebstock zu halten. Ideal ist es, wenn wir am 20. Oktober knusprige, gut schmeckende Früchte pflücken können. Trotz Klimawandel kann das mit bewusster grüner Arbeit auch heute noch funktionieren. Manuelle Arbeit ist teuer, und es ist eine Herausforderung, diese Botschaft an die Verbraucher zu vermitteln.

Gábor Kiss

Er erwarb einen Abschluss in Weinbau an der Universität für Gartenbau und Lebensmittelindustrie. Seine Weine sind gut balanciert, nach dem Prinzip des minimalen Eingriffs, die Betonung liegt auf Fruchtigkeit.

Er hat 11 Hektar Weinberge, seine Lieblingssorte ist Cabernet Franc, die Hälfte der Flächen wird mit dieser Sorte bebaut. Blaufränkisch nimmt auf Plantagen die geringste Fläche ein.