6 WEINREGIONEN MIT 22 WEINBAUGEBEITEN

Der Vater des Weines ist der Rebstock, Seine Mutter ist die Erde, Sein Schicksal sind das Wetter – und der Winzer. (Altungarische Weisheit)

UNGARISCHE HERKUNFTSKATEGORIEN

• OEM = PDO (geschützte Herkunftsbezeichnung)

• OFJ = PGI (geschützte Geografische Angabe)

• FN = Produkte ohne geografische Angabe

DIE GESCHICHTE DES UNGARISCHEN WEINBAU

Jahrhundertelang zählten ungarische Weine zu den gefragtesten Europaweit

Die ersten archäologischen Funde auf dem Gebiet Ungarns, die mit Trauben und Wein in Verbindung gebracht werden können, stammen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und sind keltischen Ursprungs. Besonders günstige Bedingungen für die Weiterentwicklung ihrer Weinkultur fanden die Römer im Balaton-Oberland und in den Regionen Szerémség.

Die Provinz Pannonien, das heutige Transdanubien, produzierte Weine, die denen der italienischen Halbinsel ebenbürtig waren. Aus diesem Grund verbot Kaiser Domitian im Jahr 92 n. Chr. die Weinproduktion in der Region und ordnete die Zerstörung der Weinberge an. Die Wiederherstellung der Weinberge kann mit Kaiser Valerius Probus in Verbindung gebracht werden, der im Jahr 282 n. Chr. anordnete, Hänge des Mons Almus (auf Kroatisch Fruska Gora genannt) im Szerémség mit Reben zu bepflanzen. Von hier aus verbreitete sich die Weinproduktion in andere Gebiete der Provinz. Im Balaton-Oberland belegen archäologische Funde die kontinuierliche Präsenz der Trauben- und Weinproduktion bis heute.

Die Verbreitung und Bedeutung des Weinbaus nahmen deutlich zu, als das Karpatenbecken von den Ungarn erobert wurde und sie das Christentum annahmen. Die Weinherstellung wurde von alten, innerasiatischen und kaukasischen Traditionen beeinflusst, die von den Ungarn mitgebracht wurden, und von den römischen Bräuchen, die in der ehemaligen Provinz Pannonien bewahrt und übernommen wurden. Weitere Einflussfaktoren waren der Benediktinerorden und die Lehrorden, die sich später in der Region niederließen.

Neben dem einzigartigen Klima und den vielfältigen Bodeneigenschaften sind auch die Traditionen ein wichtiger Faktor für hochwertige ungarische Weinspezialitäten. Die erste Erwähnung von selbstverwalteten Weinbergsräten, sogenannten Vorgebirgen, stammt aus dem Jahr 1271. Das Gesetzbuch der Stadt Buda, das die Herkunft der Weine bis ins Jahr 1244 zurückverfolgt, zeugt von einem gut entwickelten Weinbausystem.

Der Weinbau erlebte seine erste Blütezeit in den 13 - 15. Jahrhundert. Trotz 150 Jahre türkischen Besatzungszeit kam der Weinbau nie ganz zum Erliegen. Denn die Türken, die Alkohol aus religiösen Gründen ablehnten, haben den Weinbau in Ungarn nicht verboten, sondern diesen lieber als gute Einnahmequelle besteuert.

Während dieser Zeit übernahm, die Region Tokaj die Rolle der Aszú-Produktion und begann der Handel mit dem noch heute populärsten Weins Ungarn, dem Tokaji Aszú. Der erste schriftliche Nachweis über die Herstellung von Aszú-Weinen in der Region Tokaj-Hegyalja stammt aus den 1550er Jahren.

Die Weinproduktion gewann während der österreichisch-ungarischen Monarchie (1867-1918) einen neuen Aufschwung, als ernsthafte professionelle Arbeit in den Bereichen Weinbau, Weinbereitung, Regulierung und Handel begann. Für ungarische Weine eröffneten sich neue Märkte.

Die Reblausepidemie, die ab den 1870er Jahren die europäischen Weinberge dezimierte, machte auch vor dem Karpatenbecken nicht halt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte ein erheblicher Teil der Weinberge schwere Schäden erlitten. Um sich dagegen zu wehren, wurden zunächst neue Flächen für die Weinproduktion genutzt – vor allem Flächen mit sandigen Böden. Die Lösung war die Vermehrung gegen den Schädling resistente Reben, die auf amerikanische Unterlagen gepfropft wurden. Dieses Verfahren kann mit dem Namen Zsigmond Teleki in Verbindung gebracht werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt die Trauben- und Weinproduktion ab 1948 schwere Trauma. Primäres Ziel war die Massenproduktion. Diese Ära ist vor allem von gedankenloser Replantation geprägt. In dieser Zeit konnten nur diejenigen, die in der Lage waren, einige der in winzigen Kellern versteckten "heimischen Reserven" zu probieren, etwas über die wahren Schätze des ungarischen Terroirs erfahren.

Die rechtlichen und wirtschaftlichen Regelungen, die sich aus der EU-Mitgliedschaft ergeben, fördern die kontinuierliche Weiterentwicklung der Winzer. Ungarn hat 2011 eine neue Verordnung zur Qualitätskontrolle und zum Herkunftsschutz verabschiedet.

Einer der renommiertesten Weinautoren der Welt, Hugh Johnson, erwähnt Ungarn in vielen seiner Werke neben Frankreich und Deutschland als Bewahrer der europäischen Weinbautraditionen.

Die Weinregionen Ungarns, die von den Gebirgszügen des Karpatenbeckens umarmt werden, sind es wert, mit den renommiertesten Weinregionen der Welt in Bezug auf Vielfalt und Einzigartigkeit zu konkurrieren.